10.12.2024
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„Der Klimawandel ist bei uns Feuerwehren angekommen!“

Floriansjünger der Landkreismitte ziehen Bilanz - Viele Leistungsprüfungen

Vertreter der Feuerwehren zwischen Ising und Surberg sowie zwischen Hochberg und Stein versammelten sich kürzlich zur Dienstbesprechung der Kommandanten im „Inspektionsbereich Florian Traunstein Land 5“, also den Feuerwehren der Landkreis Mitte. Einen Überblick über die Geschehnisse lieferte dabei Kreisbrandinspektor Martin Schupfner ebenso, wie einige Vertreter der Kreisbrandinspektion. Lobende Worte gab es für die hohe Ausbildungsbereitschaft der Feuerwehren im Saal des „Dorfwirts“ in St. Georgen. Ein großes Thema war dabei die spürbare Zunahme witterungsbedingter Einsätze für die heimischen Feuerwehren.

In seinem Rechenschaftsbericht informierte Kreisbrandinspektor Martin Schupfner, dass er und die beiden Kreisbrandmeister Albert Rieder und Stefan Helmel im Berichtszeitraum rund 700 Termine absolviert haben. Die Anzahl an Leistungsabzeichen hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. 239 Jugendliche sowie Frauen und Männer haben sich den unterschiedlichen Prüfungen gestellt. Die 50 Jugendleistungsabzeichen bezeichnete Martin Schupfner „als Wucht, die es seit meinem Amtsantritt bisher noch nicht gab“.

Personell hat sich in der Führung der Feuerwehren auch etwas getan. In Hochberg ist nun Franz Geisreiter Kommandant und Florian Meissner dessen Stellvertreter. In Wolkersdorf bestätigten die Aktiven Ernst Harrecker als Aktiven Chef, der sich nun in der vierten Amtszeit befindet. Ihm zur Seite stehen die beiden Stellvertreter Markus Kempf und Bernhard Steinberger. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass der aus Pierling stammende Andreas Scheibleger im kommenden Jahr die Nachfolge von Florian Scholz als Fach-Kreisbrandmeister „Taktik und Führung“ antreten wird und Bernhard Steinberger von der Feuerwehr Wolkersdorf hauptberuflich eine Stelle als Sachbearbeiter der Brandschutzdienststelle im Landratsamt Traunstein angetreten hat.

Die Werkfeuerwehr BSH Traunreut hat einen neuen Kommandowagen sowie ein gebraucht beschafften Krankentransportwagen in Dienst gestellt. Bei der Feuerwehr Stein wurde das bestehende Feuerwehrhaus erweitert und modernisiert. Darüber hinaus konnte ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug seinen Einsatzdienst aufnehmen. In Traunstein konnte ein von der Stadt und dem Landkreis beschafftes Löschunterstützungsfahrzeug (LUF 60) gesegnet werden. In Chieming konnte durch die Gemeinde Chieming sowie viel ehrenamtlichen Einsatz das bestehende Bootshaus sowie der Hafenbereich ertüchtigt und erweitert werden. Gleichzeitig konnte das neue Feuerlöschboot „Florian Chieming 99/1“ an die Aktiven der Wehr übergeben werden. Dieses wurde durch den Landkreis Traunstein und den Freistaat Bayern beschafft.

„Gefeiert wurde ebenfalls“, freute sich Martin Schupfner und erinnerte an das 150-jährige Gründungsfest der höchstgelegenen Feuerwehr im Landkreis Traunstein. „Neben dem Fest am Hochberg konnte auch die jüngste Feuerwehr im Landkreis Traunstein ihr Gründungsfest feiern“, betonte der Kreisbrandmeister in seinen Ausführungen zu den Feierlichkeiten bei der Feuerwehr Traunreut.

Michael Gnadl und Christian Muggenhamer sind die beiden neuen Leiter der Feuerwehr-Führungsstelle „Chiemsee“, die im Feuerwehrhaus Erlstätt beheimatet ist. Mehrmals waren die Führungsstellen im vergangenen Jahr insbesondere bei Unwetterereignissen unterstützend im Einsatz. „Die Feuerwehr-Führungsstelle Chiemsee war auch rund um die Uhr im Einsatz, als das Hilfeleistungskontingent des Landkreises Traunstein zur Unterstützung im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm angefordert wurde“, so die Aussage von Martin Schupfner.

Kreisbrandrat Christof Grundner zeigte sich sehr erfreut darüber, „dass die 80 Feuerwehren im Landkreis Traunstein auf 4.851 Einsatzkräfte zurückgreifen können und der Frauenanteil kontinuierlich zunimmt“. Dieser liegt bei den Aktiven bei 12,14 Prozent. Von den 972 Jugendlichen sind 48,17 Prozent weiblich und bei den Kinderfeuerwehren sind 56,69 Prozent Mädchen. „Dies wird sich somit in den kommenden Jahren auch im Aktiven Bereich niederschlagen. Die Feuerwehrwelt wird also weiblicher werden“, so Christof Grundner. Die Feuerwehren im Landkreis Traunstein wurden im vergangenen Jahr zu 923 Bränden alarmiert. Dies ist eine Zunahme von 138 Brandeinsätzen gegenüber dem Jahr 2022. 53-mal mussten die Feuerwehren zu Einsätzen mit gefährlichen Stoffen und Gütern ausrücken. Nach den Coronajahren bedeuten die 153 Einsätze als „Sicherheitswachen“ bei Veranstaltungen eine deutliche Zunahme. Neben 555 sonstigen Tätigkeiten mussten die Feuerwehren zu 3.327 Technischen Hilfeleistungen wie Verkehrsunfälle, Wohnungsöffnungen oder Unwettereinsätze ausrücken.

„Der Klimawandel ist bei uns Feuerwehren angekommen“, betonte Christof Grunder. Gerade die zunehmenden Unwetterereignisse halten die Feuerwehren zunehmend in Atem. „Glücklicherweise hielten sich die Schäden durch Unwetter bei uns in der Region in Grenzen“, betonte Kreisbrandrat Christof Grundner und ergänzte, „dennoch waren wir zum ersten Mal in der Geschichte als Hilfeleistungskontingent des Landkreises Traunstein im Einsatz“. Ein sogenanntes Standardkontingent war in der Gemeinde Baar-Ebenhausen im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm im Einsatz und ein Ölwehrkontingent war in Ölwehrkontingent war in der Freisinger Gemeinde Hohenkammer mehrere Tage vor Ort. Zahlreiche Fachbereiche des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein sind derzeit damit beschäftigt, Anpassungen seitens der Feuerwehren an den Klimawandel vorzunehmen. Erste Empfehlungen lauten daher, dass jede Feuerwehr ein Kontingent an gefüllten Sandsäcken von mindestens 100 Stück vorhalten soll, damit man gerade bei Starkregenereignissen den Bürgern vor Ort schnell helfen kann.

Darüber hinaus wird gerade eine Ausrüstungsempfehlung für „jedes Löschfahrzeug“ speziell zur Vegetationsbrandbekämpfung erarbeitet. „Dabei haben wir die Zweckmäßigkeit aber auch den finanziellen Rahmen im Blick“, informierte Arbeitsgruppenleiter Rupert Kink und betonte, „wir müssen derartige Ausrüstung jedoch in die Fläche bringen, um von Emertsham bis Reit im Winkl sehr zeitnah die Ausbreitung unterbinden zu können“.

Fach-Kreisbrandmeister Ingo Klepke lieferte einen Überblick über den Sachstand bei der Einführung einer landkreisweit einheitlichen Ausstattung von Führungsfahrzeugen sowie der Ausbildung der Mannschaft. „Derzeit laufen Abstimmungen mit anderen Fachentwicklungen wie der Vegetationsbrandbekämpfung oder auch dem Themenfeld Bevölkerungswarnung“, so der Fach-Kreisbrandmeister für Digitalfunk und Führung. Geplant ist, dass die Fachempfehlung im Mai fertiggestellt ist und dazu eine eigene Infoveranstaltung durchgeführt wird.

Florian Ettmayr, der Ausbildungsverantwortliche im Kreisfeuerwehrverband Traunstein, nutzte den Abend, um den neuen Ausbildungskatalog für das kommende Jahr vorzustellen. Aus rund 50 unterschiedlichen Angeboten können die Aktiven der Feuerwehren im Landkreis Traunstein wählen. Das Werk beinhaltet sowohl alle Inhalte der Grundausbildung aber auch Fachlehrgänge wie die Neuauflage des Absturzsicherungslehrganges oder die Ausbildung „Löschschaum“, die in Zusammenarbeit mit der Werkfeuerwehr Chemiepark Trostberg durchgeführt wird.

„Wir haben einen Bedarf 239 Lehrgangsplätzen an den Feuerwehrschulen gemeldet. Zugeteilt wurden uns lediglich 95 Lehrgangsplätze“, betonte unterdessen der Kreisbrandrat und ergänzte, „dieses niedrige Niveau führt dazu, dass wir bei uns vor Ort weithin alles daransetzen müssen, um den Aktiven eine gute Ausbildung zu ermöglichen, damit bei Einsätzen die Handgriffe sitzen“.

„Im Frühjahr hat ein Anwendertreffen für das KFV Portal stattgefunden“, informierte Fach-Kreisbrandmeister „EDV“ Thorsten Lohner und ergänzte, „wir haben die Anregungen und Verbesserungsvorschläge angenommen und werden die Plattform aller Feuerwehrmänner und -Frauen im Landkreis Traunstein kontinuierlich verbessern“. In Zusammenarbeit mit der Firma ZF läuft derzeit im Landkreis Traunstein ein Pilotversuch im Bereich „Personen- und Fahrzeugtracking“. Diese Technik könnte die Abläufe bei Personensuchen verbessern aber auch Nachweise liefern, dass beispielsweise Messfahrten durchgeführt wurden.

Abschließend wurde bekanntgegeben, dass die Feuerwehren im Landkreis Traunstein am 20.12. zum 25. Mal das Friedenslicht aus Bethlehem in Empfang nehmen. Um 18 Uhr werden die Jugendgruppen in der Stiftskirche in Tittmoning zusammenkommen, um das Friedenslicht von den oberösterreichischen Kameraden zu übernehmen und im Landkreis Traunstein weiterzugeben.

Text und Bilder
(Teils Archivbilder)
Hubert Hobmaier Kreisfeuerwehrverband Traunstein